Wintervorbereitung: So überleben 50.000 Bienen den norddeutschen Winter

Bienenkönigin gezeichnet

Der Herbst ist da und für uns Imker heißt das: Einwintern. 16 Völker wollen gut vorbereitet durch die kalte Jahreszeit gebracht werden. Hier im südlichen Schleswig-Holstein haben wir das Glück, dass uns Nord- und Ostsee ein relativ mildes Klima bescheren – trotzdem ist die Wintervorbereitung das A und O für gesunde, starke Völker im nächsten Frühjahr.

Warum die Wintervorbereitung schon im August beginnt

Viele denken, das Einwintern startet erst im Oktober. Das ist ein Trugschluss. Bei uns beginnt die Wintervorbereitung bereits mit der ersten Varroabehandlung im August. Das ist der Startschuss für alles, was folgt: Auffüttern, zweite Varroabehandlung im September, und spätestens Anfang Oktober sollte alles unter Dach und Fach sein.

„Aber ist das nicht etwas spät?“, fragen manche Kollegen. Mag sein, aber wir sind hier im Norden anders dran. Durch das milde Meeresklima können wir uns das leisten – und die Erfahrung gibt uns recht.

Der Kampf gegen die Varroamilbe: Dr. Liebig-Verdunster im Einsatz

Die Varroamilbe ist und bleibt unser größter Feind. Aber mit der richtigen Strategie kriegen wir sie in den Griff. Wir setzen auf Ameisensäure 60% mit dem Dr. Liebig-Verdunster – ein genial einfaches Gerät, das die Säure sehr gleichmäßig an die Umgebungsluft abgibt.

Bei unseren zweizargigen Völkern kommen etwa 100ml Ameisensäure in den Verdunster, der dann 7-10 Tage seine Arbeit macht – je nach Wetter, bis halt alles verdunstet ist. Wichtiger Tipp: Immer Handschuhe tragen! Die Säure ist nicht zu unterschätzen.

Die Milbenkontrolle läuft bei uns über Varroaschieber – so erkennen wir auch schon während der Saison, wenn sich die Plagegeister in einem Volk zu stark vermehren. Das frühe Erkennen ist Gold wert.

Drohnenrahmen schneiden: Die natürliche Waffe gegen Varroa

Was viele nicht wissen: Drohnenrahmen schneiden ist eine der effektivsten natürlichen Methoden zur Milbenreduzierung. Die Varroamilben lieben nämlich die Drohnenbrut – dort vermehren sie sich besonders gerne, weil die Entwicklungszeit länger ist.

Wir schneiden wöchentlich im Wechsel – mal die obere, mal die untere Brutraumzarge. Bei einzargigen Völkern alle zwei Wochen. Das machen wir konsequent von April bis Juni/Juli, solange die Rahmen ausgebaut werden.

Der Effekt? Zur Einwinterung haben diese Völker schon eine deutlich geringere Milbenlast. Wir überlegen sogar, ob wir in Zukunft nur noch einmal behandeln müssen. Dafür wäre es aber sinnvoll, eine varroaresistente Linie einzukreuzen – zum Beispiel von Paul Jungels aus Luxemburg.

Jungels ist ein echter Pionier in Sachen Varroaresistenz. Der Berufsimker mit über 45 Jahren Buckfast-Erfahrung züchtet VSH-Bienen (Varroa Sensitive Hygiene) – Bienen, die infizierte Brutzellen erkennen und selbständig ausräumen. Stellt euch vor: Völker, die sich quasi selbst gegen Varroa verteidigen! Das ist die Zukunft der Imkerei.

Füttern will gelernt sein: 15-20 kg für den Winter

Beim Futter sind wir Traditionalisten: Selbst angerührter Zuckersirup 2:1 mit den Futterzargen, die zur Segeberger Beute gehören. Das ist effizient und sauber – man spart sich das Gekleckere mit Futtertaschen oder anderen Konstruktionen.

Pro Volk rechnen wir mit 15-20 kg – ich orientiere mich lieber am oberen Ende. Wenn sie im Zweifel etwas mehr Futter haben, kann man das im nächsten Frühjahr bei der Völkervermehrung für die Ableger nehmen. Verschwendung ist das also nicht.

Das Füttern läuft bei uns in einem Rutsch über zwei Wochen mit 2-3 Futtergaben. Schnell, effizient, fertig. Die Bienen nehmen das Futter dankbar an und lagern es ordentlich ein.

Unsere Völker: 16 mal Segeberger Kunststoff

Unsere 16 Völker stehen in Segeberger Kunststoffbeuten – praktisch, langlebig und gut zu handhaben. Der Standort ist ideal: auf einer Wiese im südlichen Schleswig-Holstein, zu einer Seite von einer hohen Wallhecke geschützt. Die Bienen haben Schutz vor Wind, aber trotzdem genug Licht und Wärme.

Das Tolle an den Segeberger Beuten: Die offenen Gitterböden sorgen dafür, dass Feuchtigkeit gar nicht erst zum Problem wird. Während andere Imker sich Gedanken über Belüftung und Strohmatten machen, können wir entspannt bleiben.

Wenn's mal schiefgeht: Die Geschichte vom Rumänien-Ableger

Imkerei ist nicht immer planbar – manchmal passieren Dinge, die gegen alle Regeln sind, aber trotzdem funktionieren. 2024 dachte ich fälschlicherweise, eine Königin sei abhanden gekommen. Also bestellte ich im Oktober eine Königin aus Rumänien – ziemlich spät für so eine Aktion.

Als die Königin ankam, war die „verschwundene“ Königin plötzlich wieder da. Was tun? Ich bildete kurzerhand einen sehr späten Ableger mit der rumänischen Königin. Notgedrungen, sozusagen. Andere Imker hätten mir abgeraten: „Das wird nie was, so spät im Jahr!“

Pustekuchen! Im nächsten Jahr war das eines der stärksten Völker im ganzen Stand. Manchmal klappt’s eben auch gegen alle Regeln. Die Moral von der Geschicht‘: Mut gehört dazu, aber man sollte trotzdem wissen, was man tut.

Die wichtigste Lektion: Ordentlich arbeiten zahlt sich aus

Nach Jahren der Imkerei kann ich sagen: Ordentliche Varroabehandlung und ordentlich Futter – dann gibt es kaum Verluste. Das klingt simpel, aber genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Man muss sich auch die Zeit nehmen, Sorgenvölkern etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Das schwächere Volk, das nicht so recht in die Gänge kommt, die Königin, die nicht richtig in Fahrt ist – solche Kandidaten brauchen einen Extrablick.

Der norddeutsche Vorteil: Mildes Winterklima

Hier in Buchhorst in Schleswig-Holstein zwischen Nord- und Ostsee haben wir einen echten Standortvorteil. Der Nordatlantikstrom sorgt dafür, dass unsere Winter relativ mild sind – perfekt für die Bienen. Strenge Fröste sind selten, Schnee liegt meist nicht wochenlang.

Das bedeutet: Unsere Bienen können auch im Winter ab und zu mal raus, sich erleichtern, kleine Reinigungsflüge machen. Das hält sie gesund und reduziert Stress im Volk.

Timing ist alles: Unser Winterfahrplan

  • August: Erste Varroabehandlung, Auffüttern beginnt
  • September: Zweite Varroabehandlung
  • Anfang Oktober: Alles sollte abgeschlossen sein
  • Letzte Durchsicht: Bevor es richtig kalt wird

Dieser Zeitplan funktioniert bei uns seit Jahren. Klar, andere machen’s früher – aber wir fahren gut damit.

Ausblick: Die Zukunft liegt in der Varroaresistenz

Das Schneiden der Drohnenrahmen ist nur ein Baustein. Die Zukunft liegt in varroaresistenten Bienen. Paul Jungels und andere Züchter arbeiten daran, dass wir irgendwann vielleicht gar nicht mehr behandeln müssen.

Das Varroaresistenz-2033-Projekt will innerhalb von zehn Jahren eine flächendeckende, resistente Bienenpopulation etablieren. VSH-Bienen (Varroa Sensitive Hygiene) können infizierte Brutzellen erkennen und ausräumen – wie ein natürliches Immunsystem gegen die Milbe.

Stellt euch vor: Völker, die sich selbst verteidigen, ohne dass wir mit Säuren und Medikamenten hantieren müssen. Das wäre der Traum jedes Imkers.

Fazit: Gut vorbereitet in den Winter

Die Wintervorbereitung ist kein Hexenwerk, aber sie erfordert Sorgfalt und den richtigen Zeitplan. Varroabehandlung, ausreichend Futter, gesunde Völker – das sind die Basics.

Bei uns im Norden haben wir das Glück eines milden Klimas, aber auch wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Wer jetzt ordentlich arbeitet, wird im Frühjahr mit starken, gesunden Völkern belohnt.

Und falls mal was schiefgeht: Keine Panik. Manchmal funktionieren auch die verrücktesten Ideen – wie mein Rumänien-Ableger beweist. Wichtig ist, dass man aus Fehlern lernt und beim nächsten Mal besser macht.

In diesem Sinne: Gut einwintern und bis zum nächsten Frühjahr!


Du hast Fragen zur Wintervorbereitung oder möchtest mehr über unsere Imkerei erfahren? Schreib uns gerne – wir teilen unser Wissen gerne mit anderen Bienenfreunden.